Stiehl diesen,
sagt das Mondlicht, diesen
Pflaumenblütenzweig.
Kobayashi Issa, japan. Dichter
In Japan gibt es die schöne Tradition des Hanami (übersetzt „Blüten betrachten“). Zur Blüte der japanischen Zierkirsche treffen sich die Menschen zum Picknick und geselligen Beisammensein unter den Blütenbäumen und feiern die Ankunft des Frühlings. Wann und wo die Kirschbäume blühen, wird dort sogar im Wetterbericht gemeldet. Unzählige japanische Lieder und Gedichte besingen die Schönheit und Vergänglichkeit der Kirschblüten, die auch in Fotografie, Kunst und Kitsch ein sehr beliebtes Motiv ist. Vielleicht mutet uns diese Kirschblütenverliebtheit etwas spleenig an, aber ich kann die Japaner verstehen. Wenn bei uns auf dem Feld die Kirschpflaumen zu blühen beginnen, bin ich auch an jedem sonnigen Feierabend am liebsten draußen bei den Blütenbüschen, um sie zu fotografieren oder einfach nur zu betrachten, wie die Abendsonne sie leuchten lässt und die Schatten der Staubgefäße sich auf den zarten Blütenblättern abzeichnen. Auch wenn du nicht ganz so blütenverrückt bist, möchte ich dich einladen, in nächster Zeit mal das Blüten Betrachten zu versuchen. Das kann damit anfangen, dass auf deinen Wegen im Alltag darauf achtest, wo etwas blüht. Hast du dir die Blüten auch einmal ganz aus der Nähe angeschaut? Aus welchen Teilen bestehen sie? Wie riechen sie? Wie fühlen sie sich an? Öffnen sie sich nur zu bestimmten Zeiten? Da gibt es so viel zu entdecken. Nicht nur die Kirschblüten verdienen Aufmerksamkeit. Eigentlich blühen alle Obstbäume und Beerensträucher zauberhaft und jede Art hat ihren eigenen Charme. Das üppige Rosa der Zierkirschen, die schlichten Kirschpflaumen, die mandelduftenden Schlehenblüten, das Zartrosa von Apfel- und Quittenbäumen.
Weißt du, welche wann blühen? Und welche Blüten haben es dir besonders angetan? Mit etwas Glück findet ihr vielleicht sogar eine sechsblättrige Pflaumeblüte. Die ist ja fast so etwas wie ein vierblättriges Kleeblatt 😉